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2004: „Packen wir es an. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Programm

Kurzfassung der Ergebnisse

  • Die aktiven Vereinsfrauen treffen sich alle 6-8 Wochen, vorerst im Büro von Geld & Rosen, Münstereifeler Str. 9-13, 53879 Euskirchen, um die Fraueninitiative 04 e.V. weiter auf ihren Weg zu bringen.
  • In Köln trifft sich eine Gruppe von Frauen, um die Gründung einer Frauen-Pflege-Wohnung in Köln zu initiieren.
  • Wir werden ein Netzwerk feministischer Frauen in Pflegeberufen initiieren.
  • Es gibt eine Arbeitsgruppe in Köln mit dem Ziel, ein Projekt zum gemeinschaftlichen Wohnen im Alter im Kölner Umland zu gründen.
  • Es gibt ein Treffen von Frauen, die eine Freundin gepflegt haben, mit dem Ziel, Erlebtes zu verarbeiten und aus den Erfahrungen zu lernen.
  • Eine Frau sammelt die Adressen von Frauen, die an einem Konfliktbewältigungs- training für Gemeinschaftliches Wohnen interessiert sind, und organisiert, wenn genug Frauen zusammen sind, eine Veranstaltung zu diesem Thema.


Ein Kopfstand gegen die Angst vorm Alter

von Monika Mengel (Kölner Stadt-Anzeiger, 1.9.2004)

Neue Mitfrauen, neue Arbeitskreise und Kontakte zu anderen Initiativen im Land, die ein selbstbestimmtes Leben für Frauen im Alter und im Krankheitsfall anstreben. Das ist das Ergebnis der Tagung der „Fraueninitiative04“

Kurze, graue Haare, bunte, fantasievolle Kleidung und als Ohrschmuck eine dicke Nana. So saßen sie im Publikum, die in die Jahre gekommenen Aktivistinnen der Frauenbewegung. Dazwischen – im Kostüm oder im schicken Hosenanzug – viele andere, interessierte Frauen, zum großen Teil aus Pflegeberufen. Die Stimmung war heiter, mitunter ausgelassen. Etwa, als eine Frau zwischen Blumenvase und Rednerpult kurzerhand ein Kissen platzierte, einen perfekten Kopfstand hinlegte und das Motto ihrer Gruppe bekannt gab: „Wenn schon alt, dann aber drahtig in den Sarg.“ Im Publikum ein befreites Lachen, das alle nach dem Vortrag von Martina Böhmer nötig hatten.

Die Referentin für Altenhilfe beschrieb, dass alte Frauen im Heim nicht selten in einen Kreislauf von Gewalt geraten. Ihr Langzeitgedächtnis spült ihnen Erinnerungen an Krieg, Vergewaltigungen, sexualisierte Gewalt in der Kindheit oder Zwangserlebnisse in der Ehe ins Bewusstsein. Wenn sie auf männliche Mitpatienten oder Pfleger mit Panik und Abwehr reagieren, frage niemand nach diesen Traumata. Stattdessen erhalten sie Psychopharmaka und werden ans Bett gebunden. Werden die Frauen aufmüpfig, sei die Diagnose schnell gestellt: Altersdemenz, Depressionen, Alterspsychosen. Martina Böhmer initiierte auf der Tagung eine Arbeitsgruppe für eine Frauen-Pflegewohnung in Köln.

„Von Golden Girls bis Silver Queens“ hieß das Referat der Historikerin Carolina Brauckmann. Sie untersucht im Auftrag von Rubikon, dem Beratungszentrum für Lesben und Schwule, und der Landesregierung Angebote für ältere Lesben und Schwule in NRW. Die sind hier im Gegensatz zu Hamburg und Berlin gleich null. Brauckmann listete auf, welche Initiativen es bundesweit zum Thema gibt und regte an, sich zu vernetzen. Die in der Studie befragten Lesben wünschen sich neben Kontakten im Alter vor allem Akzeptanz. Wie sagte eine Tagungsteilnehmerin: „Nicht jede Frau war früher Hausfrau, Mutter und Ehefrau, und ich will im Heim nicht mit »na Oma« angesprochen werden.“

Astrid Osterland schließlich, die in Göttingen ein Wohnprojekt von elf alten Frauen wissenschaftlich begleitet, zitierte die Dichterin Jutta Heinrich: „Es geht darum, Sterblichkeit zu erlernen.“ Astrid Osterland fragte kritisch, ob der Vorsatz: „Wenn ich alt bin, dann zieh ich in eine WG, dann mach ich eine große Reise, dann fang ich an zu leben“, nicht den „Alters-Wachsinn“ eher verhindert. „Wann soll das sein, wenn nicht jetzt?“ Am Nachmittag wurde in Arbeitsgruppen diskutiert. Demnächst soll ein feministischer Berufsverband für Frauen in Pflegeberufen gegründet werden.


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